Die Leere drehen
Wir waren immer schon fasziniert von dieser schlafwandlerischen Selbstverständlichkeit tausendfach verinnerlichter Handgriffe meisterhafter Handwerker. Drei Grenzgänger des Leerraums schaffen live und vor Publikum drei Gefäße. Der Keramiker Thomas Bohle, der Holzkünstler Ernst Gamperl und der Musiker Nik Bärtsch meditieren eine langsam sich aus dem Material erhebende Gestalt zwischen Nichts und Etwas. (Kaum jemand auf der Welt kann so große doppelwandige Gefäße drehen wie Thomas, kaum jemand so hauchdünne, lichtdurchlässige Schalen aus Holz wie Ernst.)
»Ma« ist ein zentraler Begriff der japanischen Ästhetik. Er lässt sich mit Zwischenraum übersetzen. Das Nichts im Torbogen, der Schatten zwischen den Blumen eines Strausses im abgedunkelten Zimmer eines Hochsommertages, oder der Innenaum eines Gefäßes aus Holz oder Ton.
Auch übersetzbar mit den musikalischen Begriffen wie Pause oder Interval. Ein waches Bewusstsein für die notwendige Gleichzeitigkeit von Struktur und Raum. Diese Balance ist das Wagnis, die Sehnsucht oder der Forschungsbegriff meiner Arbeit.